Was sind aktive Verpackungen?
Verpackungen schützen Lebensmittel und andere Produkte vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Staub oder Keimen und Bakterien. Aktive Verpackungen können zusätzlich dazu dafür sorgen, dass darin verpackte Lebensmittel ihre Qualität besser halten und dadurch länger haltbar sind. Doch wie funktioniert das? Und bei welchen Lebensmitteln machen aktive Verpackungen Sinn?
Wir klären auf!:
Was sind also aktive Verpackungen?
Aktive Verpackungen sind Verpackungen, die gezielt die Umgebungsbedingungen von verpackten Lebensmitteln verbessern. Dazu geben sie entweder bestimmte Stoffe an die verpackten Lebensmittel ab oder sie entziehen dem Lebensmittel oder seiner direkten Umgebung bestimmte Substanzen.
Damit die Qualität länger erhalten bleibt und dadurch auch die Haltbarkeit der Lebensmittel steigt, enthalten die Verpackungen aktive Bestandteile. Diese können direkt in die Verpackung integriert sein oder in Form von Einlagen hinzugefügt werden.
Je nachdem, um welche Bestandteile es sich handelt, können die Verpackungen verschiedene Wirkungen entfalten.
So können aktive Verpackungen
-
die Feuchtigkeit regulieren.
-
Sauerstoff entziehen.
-
Veränderungen durch den Einfluss von Licht vorbeugen.
-
die Reifung unterdrücken.
-
einen Verlust der Aromen verhindern.
-
das Wachstum von Keimen stoppen.
Eine Kombination verschiedener Wirkprinzipien ist ebenfalls möglich. Welche Materialien und Stoffe für aktive Lebensmittelverpackungen zulässig sind und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, regelt eine EU-Verordnung.
Inhalt
Die Feuchtigkeit regulieren
Mit feuchtigkeitsregulierenden Materialien wie Kieselgel (Silikagel) oder Stärkepolymeren sorgen aktive Verpackungen dafür, dass die Lebensmittel trocken bleiben.
Dabei stecken die Bestandteile, die die Feuchtigkeit regulieren, entweder direkt im Verpackungsmaterial, oder sie liegen zum Beispiel in Form von saugenden Einlagen oder Tütchen bei.
Eine oft genutzte Anwendung sind Saugeinlagen in Verpackungen von Fleischprodukten unter Schutzgas. Vernetzte Polyacrylate nehmen hier den Fleischsaft, der mit der Zeit austritt, auf.
Die Kunststoffe können das bis zu 500-fache ihres Eigengewichts aufsaugen. Sammelt sich in der Verpackung trotzdem Fleischsaft an, ist die Kapazität der Saugeinlage erreicht.
Besser ist, das Produkt dann nicht zu kaufen, denn Keime könnten sich vermehren und Stoffe in das Lebensmittel übergehen.
Sauerstoff entziehen
Sauerstoff führt dazu, dass Lebensmittel oxidieren und sich aerobe Mikroorganismen schneller vermehren. Dadurch verdirbt das Lebensmittel früher. Eine geringere Konzentration an Sauerstoff in der Verpackung kann solche Prozesse verlangsamen.
Sauerstoffabsorbierende Materialien wie Eisen sind dazu in der Lage, den Sauerstoffgehalt in der Verpackung aktiv zu senken. Je nach Materialart werden sie entweder als Beschichtung in Verpackungen wie Folien, Menüschalen und PET-Flaschen oder als Dichteinlage in Verschlüssen eingesetzt.
In eingeschweißten Fleischprodukten zum Beispiel können aktive Folien den Sauerstoff binden und dadurch zu einer längeren Haltbarkeit beitragen. In Menüschalen mit integrierten Sauerstoffabsorbern behalten die Lebensmittel länger ihre appetitliche Farbe.
Veränderungen durch den Einfluss von Licht vorbeugen
Sind Lebensmittel Licht ausgesetzt, können sich einige ihrer Eigenschaften verändern. So kann der Geschmack verfälscht sein und wichtige Inhaltsstoffe wie Vitamine können verloren gehen.
Außerdem können Pflanzenfarbstoffe, die wie zum Beispiel Extrakte aus Möhren oder Roter Bete zum Einfärben von Lebensmitteln verwendet werden, verblassen.
Eine Oxidation, die die Lebensmittel schneller verderben oder ranzig werden lässt, ist ebenfalls möglich.
Ein integrierter UV-Schutz in durchsichtigen Kunststoffverpackungen kann die Lichtdurchlässigkeit senken und dadurch Produktveränderungen vorbeugen.
Eine andere Möglichkeit sind Verpackungen, die nur zum Teil transparent sind und lichtundurchlässige Schichten haben oder stark bedruckt sind. Für Flüssigkeiten sind auch Flaschen aus Braunglas eine Alternative. Sie zählen aber nicht zu den aktiven Verpackungen.
Die Reifung unterdrücken
Aktive Verpackungen können die Reifungsprozesse von Lebensmitteln hinauszögern. Dazu hemmen sie das Gas Ethylen, das von Natur aus auftritt, wenn Obst und Gemüse reift.
Wie viel Ethylen produziert wird, ist je nach Obst- und Gemüsesorte verschieden. Äpfel, Tomaten oder Zitronen zum Beispiel setzen viel Ethylen frei. Deshalb sollten sie nicht direkt neben anderem Obst und Gemüse gelagert werden.
Andersherum wird das Gas aber auch ganz gezielt eingesetzt, damit zum Beispiel Äpfel, Bananen oder Tomaten schneller reifen.
Legen exotische Früchte lange Transportwege zurück, werden die Reifungsprozesse unter anderem durch Kühlung unterbunden.
Zusätzlich dazu binden Ethylen-Absorber wie Aktivkohle oder Kaliumpermanganat in den Verpackungen das Gas und unterbrechen auf diese Weise während des Transports die Reifung. In Deutschland angekommen, wird wieder aktiv Ethylen zugeführt, damit die Früchte genussreif werden.
Einen Verlust der Aromen verhindern
Mithilfe von aktiven Verpackungen lässt sich einerseits vermeiden, dass Lebensmittel unerwünschte Aromen aus der Umgebung aufnehmen. Andererseits können sie dazu beitragen, dass die Lebensmittel die für das Produkt typischen, gewünschten Aromen nicht verlieren.
Problematisch bei Verpackungen, die Aromen aktiv unterbinden, ist aber, dass leicht verdorbene Lebensmittel unter Umständen nicht mehr über den Geruch zu erkennen sind.
Denn die Verpackungen binden alle Gerüche, die auf einen Verderb hindeuten. Erschwerend kommt dazu, dass Stoffe, die Aromen binden, nicht gekennzeichnet werden müssen. Deshalb bleibt unklar, ob und wo solche Stoffe, zu denen Aktivkohle und Cyclodextrine gehören, eingesetzt werden.
Das Wachstum von Keimen stoppen
Breiten sich Mikroorganismen auf oder in Lebensmitteln aus, verändern sie die sensorischen Eigenschaften und können dazu führen, dass ein Produkt verdirbt.
Wird es trotzdem gegessen, können Beschwerden im Magen-Darm-Trakt die Folge sein. Damit solche Prozesse nicht stattfinden, gibt es aktive Verpackungen, die das Wachstum von Keimen hemmen.
Um Keime zu verringern, werden Silberverbindungen, organische Säuren oder Konservierungsmittel angewendet, die eine antimikrobielle Wirkung haben.
Die einzelnen Bestandteile aktiver Verpackungen müssen nicht deklariert werden. Deshalb ist nicht zu ersehen, ob keimhemmende Stoffe eingesetzt wurden. Andererseits sind in Lebensmittelverpackungen ohnehin nur zugelassene Stoffe erlaubt.
Wie sinnvoll sind aktive Verpackungen?
Aktive Verpackungen können durchaus vorteilhaft sein. Denn sie können dazu beitragen, dass die Qualität von Lebensmitteln länger erhalten bleibt. Schützen sie die Lebensmittel und erhöhen ihre Haltbarkeit, landen weniger unansehnliche oder verdorbene Lebensmittel im Müll.
Der beste Weg ist aber, Lebensmittel bedarfsgerecht einzukaufen, sie möglichst frisch zu verbrauchen und Verpackungsmüll, wo immer möglich, zu vermeiden.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
- Verpackungen aus Monomaterial für leichteres Recycling
- Die Waschmaschine als Hauptquelle für Mikroplastik
- Kunststoff: Ein Allround-Talent vor Herausforderungen
- Für jede Anforderung der richtige Schlauch
- Das zeichnet PE-Etiketten aus
- Wie funktioniert das Recycling von PET-Flaschen?
- Nutzen und Potenzial der Schaufensterbeklebung
- Umweltgefahren durch Plastik
Thema: Was sind aktive Verpackungen?
Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns
- Was sind intelligente Verpackungen? - 19. September 2024
- Was sind aktive Verpackungen? - 21. August 2024
- Verpackungen aus Monomaterial für leichteres Recycling - 25. Juli 2024