Die Waschmaschine als Hauptquelle für Mikroplastik
In der Luft, im Wasser, im Boden, in Gegenständen und sogar in den Körpern von Tieren und Menschen: Mikroplastik ist überall. Dabei werden die mikroskopisch kleinen Partikel zu einer immer größeren Gefahr für unseren Planeten. Durch ganz normale, alltägliche Aktivitäten leisten wir alle einen Beitrag dazu, dass die Gefahr auch noch zunehmend wächst. So gehört zum Beispiel das Wäschewaschen in der Waschmaschine zu den Hauptquellen für Mikroplastik im Ökosystem.
Doch warum ist das so? Woher kommen die winzigen Plastikfasern? Und was können wir tun, um zu verhindern, dass Mikroplastik aus der Wäsche in die Umwelt gelangt?:
Die Waschmaschine als Hauptquelle für Mikroplastik
Als Mikroplastik werden winzige Plastikfasern bezeichnet. Sie sind kleiner als fünf Millimeter und deshalb mit bloßem Auge oft kaum zu erkennen. Dabei wird zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterschieden.
Primäres Mikroplastik wird bewusst in dieser Form und Größe produziert. Es wird zum Beispiel als Granulat in Zahnpasta oder Körperpeelings eingesetzt. Sekundäres Mikroplastik ist ein Abbauprodukt.
Es entsteht zum Beispiel durch Reifenabrieb oder wenn Plastikprodukte wie Verpackungsfolien, Tüten, Schalen oder Becher in die Umwelt geraten und sich dort im Laufe der Zeit zu winzig kleinen Partikeln zersetzen.
Doch es ist längst nicht nur der Kunststoffabfall, der zu Problemen führt. Eine der Hauptquellen für sekundäres Mikroplastik steht vielmehr in fast jedem Haushalt. Die Rede ist von der Waschmaschine. Wenn wir darin unsere Wäsche waschen, lösen sich Kunstfasern aus der Kleidung.
Über das Abwasser gelangen die Fasern dann in Flüsse und Meere, wo sie zur Umweltgefahr werden. Betroffen sind Kleidungsstücke, die komplett oder anteilig aus synthetischen Materialien wie Polyester, Acryl, Polyamid oder Elastan bestehen.
Solche Kunstfasern stecken unter anderem in Fleece-Jacken oder Sport- und Funktionskleidung, aber auch in Jeans, Blusen, T-Shirts, Hosen, Strumpfhosen, Unterwäsche und vielen anderen Kleidungsstücken.
Bei jedem Waschgang lösen sich pro Kleidungsstück dieser Art durch die Reibung beim Waschen ungefähr 2.000 Fasern aus dem Gewebe. Die gelösten Fasern fließen zusammen mit dem Abwasser ungehindert in die Kläranlagen.
Von dort aus führt ihr Weg zu einem Teil in den Klärschlamm und zum anderen Teil in die Gewässer weiter. Denn die Plastikfasern sind so winzig klein, dass sie kaum aus dem Abwasser herausgefiltert werden können.
Die Klärschlämme werden häufig als Dünger auf Ackerflächen ausgebracht. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Mikroplastikfasern aus der Waschmaschine früher oder später in der Umwelt landet.
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Gefährdung für Wasserlebewesen
Wie sich das ganze Mikroplastik auf die verschiedenen Ökosysteme auswirkt, ist bisher kaum erforscht. Klar ist aber, dass die winzigen Kunststoffpartikel in großen Mengen in die Umwelt gelangen.
Die Internationale Naturschutzunion (IUCN) zum Beispiel hat in einer Studie herausgefunden, dass ungefähr 35 Prozent des Mikroplastiks im Meer auf den Faserabrieb beim Wäschewaschen zurückgehen.
Neben den Meeren sind auch Flüsse und Seen betroffen. Experten schätzen, dass inzwischen in der Donau in einem Kubikmeter Wasser mehr Plastikpartikel schwimmen als Fischlarven.
Fest steht auch, dass Fische, Krebse und andere Wasserlebewesen die winzigen Plastikteilchen mit ihrer Nahrung aufnehmen. Entlang der Nahrungskette reichert sich das Mikroplastik dann immer weiter an, bis es schließlich auch wieder auf unserem Teller landen kann.
Welche Folgen es hat, wenn wir mit Plastik belastete Fische und Meeresfrüchte verzehren, ist noch relativ unklar.
Allerdings konnten auch im menschlichen Körper schon Nanopartikel aus Kunststoff nachgewiesen werden, unter anderem in der Leber.
Spezieller Filter als einfache und effektive Lösung
Tatsächlich wäre es ziemlich einfach, zu verhindern, dass sich Mikroplastik überhaupt von der Waschmaschine aus in der Umwelt verbreitet. Die Lösung ist ein simples Filtersystem, das in den Waschmaschinen verbaut sein müsste. Von sich aus werden die Hersteller ihre Waschmaschinen aber vermutlich nicht mit solchen Filtern ausstatten.
Ein Filtersystem zum Nachrüsten kostet immerhin um die 80 Euro. Aus diesem Grund bräuchte es gesetzliche Auflagen, die am besten EU-weit gelten sollten. Doch solche Auflagen existieren bisher nicht.
Frankreich ist bislang das einzige Land, das beschlossen hat, dass ab Anfang 2025 alle neuen Waschmaschinen mit einem Filtersystem für Mikroplastik ausgerüstet sein müssen. Ob und wann es eine ähnliche Vorschrift in Deutschland geben wird, ist nicht bekannt.
Allerdings sind inzwischen auch auf dem deutschen Markt zumindest ein paar Modelle erhältlich, die schon einen eingebauten Mikroplastik-Filter haben.
Außerdem ist es problemlos möglich, die vorhandene Waschmaschine mit einem Filtersystem nachzurüsten. Wer also schon jetzt etwas für die Umwelt tun möchte, muss nicht abwarten, bis es gesetzliche Regelungen gibt.
Zumal es ohnehin nachhaltiger ist, eine vorhandene Waschmaschine möglichst lange zu nutzen, statt eine funktionsfähige Maschine gegen ein neues Gerät auszutauschen.
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Thema: Die Waschmaschine als Hauptquelle für Mikroplastik
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