Wie funktioniert das Recycling von PET-Flaschen?
Jedes Jahr fallen in deutschen Haushalten rund 45 Millionen Tonnen Abfall an. Das entspricht gut 500 Kilogramm pro Kopf. Damit der ganze Müll nicht auf Deponien landet, existieren in Deutschland verschiedene Recyclingsysteme. Eines dieser Systeme ist das Recycling von PET-Flaschen. Recycling bedeutet, dass ein Wertstoff möglichst oft weiterverarbeitet und wiederverwendet wird.
Das Ziel ist ein Kreislauf, der Ressourcen optimal ausschöpft und so wenig wie möglich davon verschwendet. Aus Abfall werden im Zuge des Recyclings neue Produkte. So entstehen zum Beispiel aus Altglas neue Glasflaschen und aus Altpapier Versandkartons. Genauso ist es mit dem Plastik, aus dem Einweg-Flaschen bestehen.
Doch wie genau funktioniert das Recycling von PET-Flaschen eigentlich?
Inhalt
Die PET-Flasche
Ob mit Wasser, Fruchtschorlen, Limonaden oder Softdrinks gefüllt: Einwegflaschen sind weit verbreitet. Dabei bestehen PET-Flaschen aus dem thermoplastischen Kunststoff Polyethylenterephthalat, kurz PET. Thermoplastisch meint, dass der Kunststoff unter Zugabe von Wärme mehrfach verformt werden kann.
In der Getränkeindustrie wird der Kunststoff schon seit Ende der 1980er-Jahre als Verpackungsmaterial eingesetzt.
Zu den Vorteilen von PET gehört, dass der Kunststoff leicht zu formen ist und deshalb verschiedenste Flaschenformen ermöglicht. Außerdem sind PET-Flaschen leicht, was den Transport vereinfacht. Hinzu kommt, dass die Plastikflaschen nahezu unzerbrechlich sind.
Die Abfüllung, den Transport und den Gebrauch überstehen sie daher ohne Probleme. Falls doch einmal eine Flasche kaputtgehen sollte, gibt es zumindest keine Splitter, die zu Verletzungen führen. Nicht zuletzt können PET-Flaschen kostengünstig produziert werden.
Aber leere PET-Flaschen sind Plastikmüll, der entsorgt werden muss. Hierzulande verbleiben die PET-Flaschen im besten Fall in einem Kreislauf. Dafür gibt es ein spezielles Pfandsystem, das dafür sorgt, dass die benutzten Flaschen nach der Entsorgung recycelt werden.
Vom Getränk zum Leergut
Der Weg einer Einweg-PET-Flasche beginnt mit dem Verkauf im Getränke- oder Supermarkt. Wir kaufen im Supermarkt also zum Beispiel mit Mineralwasser gefüllte Plastikflaschen. Das Pfandsymbol auf ihrem Etikett zeigt an, dass die Flaschen recycelt werden.
Haben wir das Mineralwasser ausgetrunken, bringen wir die leeren Flaschen zurück in den Supermarkt. Hier geben wir das Leergut in den Pfandautomaten.
Er zählt die Anzahl der Flaschen und druckt einen Bon aus, durch den wir das Pfandgeld zurückbekommen. Das Pfand soll übrigens dazu beitragen, dass Verbraucher ihr Leergut tatsächlich zurückbringen und nicht einfach über den Müll entsorgen.
Vom Pfandautomat ins Recyclingwerk
Der Supermarkt sammelt leere PET-Flaschen in einer großen Anzahl. Dazu zieht der Pfandautomat die Flaschen ein und leitet sie in einen großen Auffangbehälter weiter.
Ist der Behälter voll, drücken meist noch vor Ort spezielle Pressen die Flaschen zu Würfeln zusammen. So ein Würfel kann bis zu 300 Kilogramm wiegen und ermöglicht eine platzsparende Lagerung.
Nach einer gewissen Zeit holt ein Lkw die Flaschen-Würfel ab. Zusammengepresst kann ein Lkw rund 400.000 PET-Flaschen transportieren. In ihrer ursprünglichen Form würden hingegen nur ungefähr 15.000 Flaschen auf die Ladefläche passen.
Unsere Wasserflaschen kommen auf diese Weise in ein Recyclingwerk. Hier sortieren Maschinen mit speziellen Sensoren die Flaschen nach Farben und filtern Verschlüsse, Etiketten und andere Teile heraus.
Anschließend wird der Kunststoff geschreddert und in großen Wasserbecken gewaschen. Chemische oder thermische Verfahren entfernen Schmutz und Fremdstoffe. Ist der Kunststoff gereinigt, wird er getrocknet.
Nach einer weiteren Kontrolle schmelzen Maschinen den Kunststoff und stellen kleine Plastikkügelchen daraus her. Die Plastikteilchen werden auch als Regranulat oder Rezyklat bezeichnet. Das Rezyklat wird erneut in einen Lkw verladen.
Vom Granulat zur neuen PET-Flasche
Der Lkw transportiert das Rezyklat zu einem Kunststoffverarbeiter. Um neue PET-Flaschen zu produzieren, wird das Rezyklat mit neuem Kunststoffgranulat vermischt. Recycelte Flaschen bestehen nicht nur aus aufbereitetem Material.
Der Anteil an Rezyklat macht üblicherweise nur ungefähr 25 Prozent aus. Außerdem darf für neue Flaschen ausschließlich durchsichtiges Rezyklat verarbeitet werden.
Aus dem farbigen Recyclingmaterial stellen Kunststoffverarbeiter aber andere Produkte her, so zum Beispiel Folien, Eimer, Turnschuhe oder Fleecestoffe.
Die transparente Granulat-Mischung wird auf 250 Grad Celsius erhitzt und nach dem Schmelzen zu Rohlingen verarbeitet.
Diese Rohlinge heißen in der Fachsprache Preforms und sehen aus wie Reagenzgläser mit Rillen für einen Schraubverschluss. Je nachdem, für welchen Hersteller und welches Getränk die Flaschen produziert werden, werden die Rohlinge dann ein weiteres Mal erhitzt, aufgeblasen und in die entsprechende Form gebracht.
Vom Abfüller in den Supermarkt
Der nächste Transport sorgt dafür, dass die neuen, recycelten PET-Flaschen in einen Betrieb kommen, in dem sie befüllt werden. Davor werden sie aber noch einmal gereinigt.
Je nachdem, welche Getränke der Hersteller verkauft, füllen Maschinen wieder Mineralwasser oder zum Beispiel auch eine Schorle oder Limonade in die Flaschen. Danach werden die Flaschen mit einem Etikett versehen, auf dem auch wieder das Pfandsymbol abgebildet ist.
Dann machen sich die Flaschen, in denen vielleicht auch der Kunststoff von unseren Mineralwasserflaschen steckt, ein letztes Mal auf den Weg. Ihre letzte Station ist wieder der Supermarkt. Kaufen die nächsten Kunden ihre Getränke, beginnt der Kreislauf von vorne.
Recycling als optimale Lösung?
Rund 90 Prozent aller PET-Flaschen gelangen in den Recycling-Kreislauf. Je mehr Rezyklat davon wiederverwendet wird, desto mehr Ressourcen wie Rohöl und Energie können eingespart werden. Bei gut geplanten Wegen reduziert der Transport der Flaschen-Würfel zudem Kohlendioxid.
Trotzdem sehen Umwelt- und Naturschutzverbände das Recycling nicht durchweg positiv. Statistiken belegen, dass nur etwa ein Drittel der PET-Rezyklate als Flaschen in die Super- und Getränkemärkte zurückkehrt.
Der Rest kann nicht mehr für Lebensmittelverpackungen verwendet werden. Das liegt unter anderem daran, dass viele Kunststoffe gefärbt sind und es nicht möglich ist, die Farbe wieder zu entfernen. Unklar ist auch, wie sich PET auf lange Sicht im Recyclingprozess verhält.
So könnte zum Beispiel problematisch sein, dass sich Additive wie Acetaldehyd-Reduktionsmittel oder chemische Sauerstoffbarrieren anreichern, die bei einem Recyclingprozess nicht immer komplett beseitigt werden können.
Die Alternative zu Einweg-PET-Flaschen sind Mehrweg-PET-Flaschen. Weil sie deutlich dickwandiger und stabiler sind, können sie nach dem Gebrauch und einer gründlichen Reinigung gleich wieder befüllt werden. Ein Recycling erfolgt erst nach 20 bis 25 Rückläufen.
Allerdings kaufen Verbraucher häufiger Einwegflaschen als Mehrwegflaschen. Aus diesem Grund muss das Recycling von PET-Flaschen weiter optimiert werden.
Gleichzeitig braucht es gesetzliche Rahmenbedingungen, die einerseits das Recycling attraktiver machen und andererseits erlauben, Rezyklat breitgefächerter einzusetzen.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
- Nutzen und Potenzial der Schaufensterbeklebung
- Umweltgefahren durch Plastik
- Rasenkanten-Sperre aus Polyethylen – Infos und Anleitung, 2. Teil
- Rasenkanten-Sperre aus Polyethylen – Infos und Anleitung, 1. Teil
- Vogelschutz-Aufkleber selber machen
- Wie viel Hitze verträgt Frischhaltefolie?
- 5 Fragen zur Kunststoffmatrix
- 7 Fragen zu Mikroplastik in Kosmetik
Thema: Wie funktioniert das Recycling von PET-Flaschen?
Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns
- Rollos und Glasfolien zur Energieersparnis - 17. Oktober 2024
- Was sind intelligente Verpackungen? - 19. September 2024
- Was sind aktive Verpackungen? - 21. August 2024